Wann ist zu viel wirklich zu viel? Drei Monate nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine fiel für Siemens ein ausschlaggebendes Argument, um die Beziehungen zu Moskau endgültig zu beenden.
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Das Maß wurde übersteigt
Das Vorgehen von Siemens scheint richtig zu sein, aber man könnte sich in dieser Situation fragen, ob es nicht ein bisschen spät sei. Bereits in den ersten Wochen der russischen Aggression haben viele globale Unternehmen die Entscheidung getroffen, sich aus diesem Markt zurückzuziehen oder schlimmstenfalls ihre Aktivitäten stark einzuschränken.
Siemens gehörte zunächst zur letzteren Gruppe und stoppte alle Lieferungen sowie neue Geschäfte in Russland. Vielleicht war man der Meinung, dass ein endgültiger Rückzug aus dem Markt ein zu harter Schritt gewesen wäre, aber angesichts der wiederholten Berichte über die von den Russen verübten Anschläge, u.a. in Buča oder Borodjanka, schadete das Hinauszögern einer angemessenen und einzig richtigen Entscheidung nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch - und das ist wahrscheinlich noch wichtiger - dem Image des Unternehmens.
Ein längerer Aufschub kam daher nicht in Frage und deshalb hat Siemens nach nahezu 170 Jahren beschlossen, seine Geschäfte in Russland zu beenden. - "Wir haben beschlossen, den Prozess der Beendigung unserer industriellen Aktivitäten in Russland einzuleiten", wird der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Roland Busch, von “Reuters” zitiert.
170 Jahre und … Ende
- “Es ist klar, dass wir die russische Aggression verachten. Die Entscheidung ist uns jedoch nicht leicht gefallen, da wir seit dem 19. Jahrhundert mit diesem Markt verbunden sind und unsere Mitarbeiter für uns wichtig sind, fügte er hinzu. " Wir werden sie natürlich in jeder erdenklichen Weise unterstützen, ebenso wie unsere Kollegen und Partner in der Ukraine, denen wir von Anfang an humanitäre Hilfe geleistet haben", so Busch abschließend.
Erwähnenswert sind an dieser Stelle auch die Verluste, die Siemens im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine bereits erlitten hat. Der Konzern meldete, dass sich sein Nettogewinn innerhalb von drei Monaten auf 1,21 Milliarden Euro halbiert hat. Dies habe unter anderem mit dem Verlust aus dem Russland-Geschäft zu tun, der sich auf mehr als 600 Millionen Euro belaufe.